Backen mit Herz

Tierschutz beginnt auf den Tellern – oder in den Kuchenformen.

Süße Seelenschmeichler

Wer kann ihr schon widerstehen, der süßen Verführung? Ob Torten, Blechkuchen, Muffins oder Plätzchen – wenn es in der Küche nach frischem Gebäck duftet, läuft uns allen das Wasser im Munde zusammen. Süßes schmeichelt der Seele und tut einfach gut. Mit ein paar Tricks ist es dabei ganz einfach, sich gleichzeitig für die Tiere und den Tierschutz stark zu machen.

Betörender Duft zu allen Gelegenheiten – beim Backen gibt es keinerlei Grenzen oder Nebensaison. Kuchen bringen Menschen aller Generationen zusammen, verzaubern unsere Geschmacksknospen und sind mit zahlreichen Erinnerungen und Ereignissen verbunden. Ob es das wohlgehütete Familienrezept, der zeitlose Klassiker oder die neuste gerade angesagte Trend-Kreation ist, ein Fest oder Geburtstag ohne Kuchen ist für die meisten Menschen völlig undenkbar.

 

Tierliebe fängt beim Essen an

„Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen: Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl!“ Diese Liedzeilen aus „Backe, backe Kuchen“ sind wohl nahezu allen Erwachsenen und Kindern bekannt. Bis heute ist es für die meisten Menschen völlig normal und selbstverständlich, beim Backen tierische Zutaten zu verwenden. Schließlich sind die Rezepte über Jahre, gar Jahrzehnte erprobt, sie funktionieren einwandfrei und das Ergebnis schmeckt einfach köstlich. Jede*r hat mindestens einen Lieblingskuchen und freut sich jedes Jahr aufs Neue auf die traditionellen Weihnachtsplätzchen der Familie – und genau das soll auch so bleiben.

Aber tatsächlich gibt es heute genügend Gründe, den Konsum tierischer Produkte zu hinterfragen. Denn in der heutigen Produktion unserer Lebensmittel liegen die größten Tierschutzprobleme unserer Zeit. Das Leben der meisten landwirtschaftlich genutzten Tiere ist von ihren Bedürfnissen weiter entfernt denn je und Millionen von ihnen leiden täglich – jetzt gerade in diesem Moment – hinter verschlossenen Stall- und Schlachthoftüren. Die schrecklichen Bilder und Berichte, die immer wieder durch die Medien gehen, zeigen die bittere Realität und machen unmissverständlich klar: Für unseren Genuss, ob süß oder herzhaft, fristen unzählige Rinder, Hühner, Schweine, Puten und viele Tierarten mehr nicht nur ein trostloses, sondern auch leidvolles Leben. Und um uns Produkte zu liefern, müssen alle von ihnen über kurz oder lang sterben.

 

Weil jede Mahlzeit zählt

Wer sich näher mit den Missständen in der Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eierproduktion auseinandersetzt, bleibt fassungslos zurück. Auf einmal ist ein Stück Fleisch, Fisch, Käse, das Ei oder die Milch nicht mehr nur ein Lebensmittel. Es ist ein Teil oder ein Produkt eines Tieres, das einmal geatmet, dessen Herz geschlagen, das gelebt hat und schnell steht fest: So wie wir heute leben, können wir nicht mehr weitermachen. Denn unsere Ernährungs- und Lebensweise verursacht unermessliches Leid und hat nicht nur direkte sowie indirekte Auswirkungen auf die Tiere, sondern auch auf Menschen auf der ganzen Welt, die Umwelt, das Klima, die globalen Ressourcen und die gesamte biologische Vielfalt. Tierische Produkte im Alltag durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen, ist eine Möglichkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv für den Tier- und Umweltschutz einzusetzen.

 

Die vegane Backkunst

Alle klassischen Kuchen, Torten und Co. lassen sich – dank der vielen tollen Rezepte und dem großen Angebot an Zutaten – heute auch ohne tierische Zutaten zubereiten. Denn so vielfältig wie die Rezeptkreationen sind auch die pflanzlichen Alternativen für Milch, Sahne, Butter und Ei. Von Hafer-, Soja-, und Mandel- über Reis- und Cashew- bis hin zu Kokos- oder Haselnussdrinks – die pflanzlichen Milchalternativen bestechen allein schon durch ihre Bandbreite. Sie schmecken alle unterschiedlich, sodass hier jede*r seine Lieblingssorte entdecken kann. Zudem ist es ratsam, sich durch die Drinks der verschiedenen Hersteller zu probieren, denn auch diese unterscheiden sich sehr. Unabhängig von der individuellen Geschmacksnote eignen sie sich durch die Bank weg wunderbar als Milchersatz in Kaffee oder Müsli und ersetzen die Kuhmilch auch im Kuchenteig einwandfrei. Darüber hinaus gibt es verschiedene Barista-Editionen, die sich wunderbar aufschäumen lassen und so auch den Cappuccino oder Latte Macchiato völlig tierleidfrei auf die Kaffeetafel bringen. Selbst wenn der Geschmack des puren Drinks am Anfang vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist, harmoniert dieser spätestens im Kuchenteig perfekt mit den anderen Zutaten. Ergänzt wird die Drink-Palette durch Sahne-Alternativen auf der Basis von Hafer, Soja und Kokos, die sich entweder wunderbar für Cremes und den Teig oder – wenn sie als aufschlagbar gekennzeichnet sind – auch als Sahnehaube für den Kuchen eignen.

Darüber hinaus sind auch Butter und Ei im Handumdrehen ersetzt. Vegane Margarine gibt es in zahlreichen Varianten in jedem Supermarkt. Wer darüber hinaus den typischen Butter-Geschmack liebt, findet im Kühlregal auch in das buttertypische Papier eingeschlagene Margarine, die dem tierischen Produkt im Geschmack in nichts nachsteht. Auch Öl mit Butteraroma verleiht dem Kuchen die gewünschte Note. Gleichzeitig ersetzen eingeweichte Leinsamen, Fruchtmus, Sojamehl oder fertiges Ei-Ersatzpulver die Eier im Kuchenteig tadellos. Selbst Eischnee ist mithilfe des Kochwassers von Kichererbsen – Aquafaba genannt – ganz leicht vegan herstellbar.

Für die Tiere

Es gibt heute keinen Grund mehr, die pflanzlichen Produkte nicht einfach mal auszuprobieren. Es ist an der Zeit, dass jede*r zumindest einmal darüber nachdenkt, ob es denn wirklich immer das Ei oder die Kuhmilch sein muss und ob ein Kuchen, den jede*r im Handumdrehen auch vegan zubereiten kann, es wirklich wert ist, dass dafür Tiere leiden und sterben müssen. Für uns ist es doch ein Leichtes, mal etwas Neues auszuprobieren, die so beliebten alten Rezepte kreativ abzuwandeln und einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu wagen. Für die Tiere geht es um ihr Leben.

Tierleidfreie Alternativen

Du möchtest Dich inspirieren lassen und Deinen neuen veganen Lieblingskuchen entdecken? Der Deutsche Tierschutzbund hat am 1. November, dem Weltvegantag, sein neues Buch „Tierschutz genießen – Das Backbuch“ in den Handel gebracht. Mit der Unterstützung von 28 engagierten Köchinnen und Köchen ist es uns gelungen, eine große Bandbreite veganer Rezepte anbieten zu können, die sich sowohl für den Alltag und die spontane Lust auf etwas Süßes als auch für schon lange vorher geplante Feiern und Festtage eignen. Auf dass Deine Küche nach frischgebackenen Torten, Kuchen und Cupcakes duftet und wir alle gemeinsam ein Zeichen für mehr Tierschutz setzen. Mit dem Kauf dieses Buches unterstützt Du die Tiere.

Erfahre mehr auf: www.tierschutz-genießen.de

Von Verena Jungbluth, Chefredakteurin | Leitung Veganismus beim Deutschen Tierschutzbund